Weihnachten ist die Zeit der Geschenke. Doch kennst du das: Das Beschenkt werden und das Schenken ist zu einer Pflicht geworden, ein Ritual, dass uns nicht mehr stabilisiert und verbindet, sondern die Vorweihnachtszeit in Stress ausarten lässt. Viele Menschen überdenken mittlerweile diese Zeit und die alten Rituale: Muss es wirklich für jeden ein Geschenk sein oder reicht ein Familienwichteln? Lade ich die Nachbarn zu einem Glühwein ein oder bekommt jeder die selbstgebackenen Plätzchen vor die Tür gestellt. Muss die Wohnung wirklich blitzen und blinken und das Festtagsmenü aus Gänsebraten bestehen oder schaffen wir uns eine gemütliche Ecke und kochen gemeinsam?

Ich kenne das eigene Glück, anderen eine Freude zu bereiten. Ich kenne aber auch das schale Gefühl, wenn ich auf eines meiner Geschenke kein „Danke“ erhalte oder mich überhaupt keine Reaktion erreicht und da frage ich mich: Habe ich wirklich von Herzen und aus freien Stücken geschenkt? Oder bin ich Sklave des nicht hinterfragten Geschenke-Austauschs geworden oder gar Opfer meiner Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe?

Mittlerweile habe ich mich von den meisten Ritualen verabschiedet, die sich für mich - als ich ehrlich in mich hineingehorcht habe, eher wie ein Korsett anfühlten statt als freiwilliges Geschenk aus Liebe und Wertschätzung. Dennoch: Was habe ich mich über die Vorfreude und leuchtenden Kinderaugen meines Sohnes gefreut, wenn er die Geschenke unter dem Tannenbaum gesehen, ausgepackt und direkt damit gespielt hat. Und diese leuchtenden Augen möchte ich weder bei meinem Sohn noch bei anderen Menschen missen, die mir am Herzen liegen – nur, dass ich dieses Leuchten heute noch mehr aus Liebe und Verbundenheit und mit viel innerer Freiwilligkeit versuche hervorzulocken und dabei meine eigenen leuchtenden Augen nicht vergesse.